Knüpfregion in Nord-Indien
Das an den Karakorum grenzende Gebirgsland Kaschmir im Himalaya ist geteilt und gehört zu einem Drittel als Provinz zu Pakistan, während die anderen zwei Drittel den Unionsstaat “Djammu and Kashmere“ bilden, der zu Indien gehört. Die Bevölkerung des größeren Teils ist überwiegend moslemisch und strebt nach mehr Unabhängigkeit von Indien, aber auch von Pakistan
Die Knüpfteppiche kommen ausschließlich aus dem indischen Teil Kaschmirs und werden vorwiegend in der Provinzhauptstadt Srinagar und Umgebung geknüpft. Berühmt sind die Seidenteppiche Kaschmirs, die üblicherweise auf Baumwollgrundgewebe entstehen. Die Farben sind in letzter Zeit eher zurückhaltend, die Muster nach wie vor sehr stark persisch beeinflusst. Dies ist geschichtlich bedingt, denn einst holten die Mogulkaiser (1526-1857) persische Teppichknüpfer an ihren Hof nach Indien. Man spricht deshalb auch vom indo-persischen Stil. Eine Legende allerdings besagt, dass der tributpflichtige Sultan von Kaschmir 1398 seinen Sohn als Geisel zu Timur Lenk (Tamerlan) nach Samarkand schicken musste. Hier lernte der junge Prinz das ihn begeisternde Knüpfkunsthandwerk kennen und führte es nach seiner Rückkehr in Kaschmir mit Knüpfern aus Samarkand ein.
Normalerweise werden Teppiche nach sog. Musterkartons geknüpft. In Kaschmir stellt man dafür sog. Talims her, Papierrollen, in denen mit einer speziell codierten Schrift das Muster erfasst ist und gelesen werden kann. Die zu setzenden Knoten werden von einem Vorsänger dann den Knüpfern in einem Wechselgesang vorgesungen. Nachdem die Knüpfer die Knoten ausgeführt haben antworten sie mit “hou!“ - und weiter geht’s.